Ausstellung

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Sebastian Bühler:
Abstract Realities

20.4. — 21.7.2024

Eröffnung Freitag, 19.4.2024, 19 Uhr | Eintritt frei

ein Tagebau aus der Vogelperspektive mit Mustern aus grauen Straßen und grünen Ablagerungen

Sebastian Bühler, Toxische Ästhetik, Serbien 5, 2023 (Ausschnitt), Fineart Print auf Hahnemühle Papier, 70 × 100 cm

Aufnahme eines Tagebaus mit verschiedenen braunen Schichten, die ein gestreiftes Muster bilden

Sebastian Bühler, Toxische Ästhetik, Serbien 8, 2023, Fineart Print auf Hahnemühle Papier, 100 × 70 cm

Ein Tagebau aus der Vogelperspektive, verschiedenen Bodenschätze und Abbauprodukte ergeben ästhetische bunte Flecken wie ein abstraktes Gemälde

Sebastian Bühler, Toxische Ästhetik, Serbien 1, 2023, C-Print, 80 × 120 cm

Aufnahmen aus der Vogelperspektive, der Kamerawinkel weit, der Abstand der Drohne groß - Betrachtende erleben eine beruhigende Distanz zum Dargestellten. Sie führt mitunter dazu, weitgehend emotionslos auf vermeintliche Dokumentationen zu blicken. Die gezeigten Motive sind bewusst gewählt, ebenso die Orte. Es sind Orte, deren Natur maßgeblich durch den Menschen beeinflusst wurde.

Bühler präsentiert Fotografien von Landschaften in Serbien und in Bosnien und Herzegowina, die durch den Abbau von Bodenschätzen geprägt wurden. Schichtungen von Böden, sich deltaartig ausbreitende Gewässer – ästhetisch ansprechende Fotografien in erdigen und überraschenden Farbtönen. Eingriffe in die Natur haben sichtbare Spuren hinterlassen. Es ist die giftige Schlacke, die in die Flüsse geleitet wird und so betörend schöne Farbenspiele bereitet. Es sind aber auch die tiefen Gräben des Tagebaus, die erst in Relation zu den Baumaschinen ihre wahren Dimensionen offenbaren. Diese Bilder polarisieren und sind doch beispielhaft für ein System, das auf Ausbeutung von Natur und Menschen basiert. Zugrunde liegt ein kontinuierlicher Kreislauf aus wirtschaftlichen Interessen, ökologischen Missständen und menschlichen Schicksalen. So führte die über hundert Jahre lang andauernden Nutzung und Ausweitung der Kupfermine – inzwischen ist sie in chinesischem Besitz – in der serbischen Stadt Bor dazu, dass ganze Stadtteile umgesiedelt wurden.

Der Mensch taucht weder als Verursacher noch als Identifikationsfigur in den Motiven Bühlers auf. So wird die Fotografie zu einer Art Spiegel, durch den wir uns selbst sehen und fragen müssen, wie wir uns gegenüber diesen Eingriffen in die Natur verhalten. Die Fotografien Bühlers schaffen das, was ihnen als Medium eigen ist. Es ist die Uneindeutigkeit, die sie auszeichnet. Sie schwanken an der Grenzlinie zwischen Dokumentation und Kunst. Vielmehr halten sie die Betrachtenden exakt an dieser Grenzlinie, sodass sie nicht ausschließlich als das eine oder das andere gelesen werden. Es ist ein Flirren der Ebenen, die berauschende Schönheit auf der einen Seite und der Horror der Zerstörung der Natur auf der anderen.

Sebastian Bühler (* 1984 in Augsburg) studierte Fotodesign an der Hochschule München. Er stellte bereits bei etlichen Fotofestivals in Europa und einigen regionalen Ausstellungshäusern aus. Neben seiner künstlerischen Arbeit ist Bühler zudem als freischaffender Fotograf und Dozent tätig.