Ausstellung

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Max Unold: Danach

29.10.2022—15.1.2023

Gedenktafel mit Adler und einem Soldatenportrait

Max Unold: Straße bei Palermo, 1945, Öl auf Hartfaserplatte

alter Briefumschlag mit dem Aufdruck Feldpostbrief

Max Unold: Abendzeitung, 1956, Öl auf Leinwand
 

schwarz-weißes Portrait eines uniformierten Mannes mit Bart und Pickelhaube

Max Unold: Nächtliche Straße / Zweierlei Licht?, 1954, Öl auf Leinwand

Es ist so eine Sache mit dem Spätwerk. Die meisten Menschen arbeiten und wenn sie ein gewisses Alter erreicht haben, gehen sie in den Ruhestand – viele sind sehr froh darum und haben danach keine Verbindung mehr zu dem, was sie ihr Arbeitsleben lang beschäftigt hat. Bei Künstler*innen sind die Erwartungen andere. Da man annimmt, sie machten ihre Arbeit aus Überzeugung und gerne, gibt es für sie wenig Gründe, diese zu beenden, insbesondere wenn die Altersversorgung in künstlerischen Berufen häufig prekär ist.

Was macht ein Werk nun zum Spätwerk? Kunst verändert sich seit hunderten von Jahren immer wieder und diese Veränderungen werden meist von jungen Künstler*innen vorangetrieben, die es neu und anders machen wollen, und sich in ihren Arbeiten von den Altvorderen abgrenzen. Zu Beginn ihrer Karriere experimentieren sie und probieren sich aus, irgendwann wissen sie dann, wie sie ein Kunstwerk so gestalten, dass es ihren Ansprüchen gerecht wird. So arbeiten sie weiter, bis es die nächste Generation anders versucht. Irgendwann gründet sich ihr Ruhm auf Arbeiten die vor Jahrzehnten entstanden waren und die Verbindung zum zeitgenössischen Diskurs, zum aktuellen künstlerischen Geschehen, bricht ab.

Max Unolds bedeutendste Werke entstanden in den 1910er Jahren, in den 1920ern und frühen 1930ern rechnete man ihn der Neuen Sachlichkeit zu. Während der Zeit der nationalsozialistischen Diktatur konnte Unold seine Arbeit fortsetzen. Er fand Wege, sich über Auftragsarbeiten zu finanzieren, seine Bilder fügten sich ein. Nach 1945 gab es im Bereich der zeitgenössischen Kunst eine symbolische Zäsur. Sie suchte sich neue Traditionslinien in der Vorkriegsmoderne und der Abstraktion. Max Unold konnte das nicht leisten. Man sieht, wie er teilweise mit einer gröberen Malweise versucht zu abstrahieren, auch wie er seine Farbigkeit verändert, aber seine Malerei ist letztlich nicht mehr aktuell.

Vielleicht versuchte er dies zu kompensieren, indem er als Kunst- und Kulturfunktionär aktiver wurde. 1946 war er Gründungsmitglied der Neuen Gruppe in München und in der Folge Mitglied im Vorstand. Von 1946 bis 1959 war er Präsident des Berufsverbandes bildender Künstler in München und Oberbayern und von 1954 bis 1959 auch Präsident der Landesberufsverbände bildender Künstler in der Bundesrepublik. Er war von 1947 bis 1957 Mitglied des Bayerischen Senats, 1950 wurde er als Mitglied in die Bayerische Akademie der Schönen Künste berufen und wurde Delegierter im Deutschen Ausschuss für Unesco-Arbeit. Diese Aktivitäten gingen auch mit Anerkennung einher: 1955 wurde ihm das Große Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland und 1959 der Bayerische Verdienstorden verliehen.

Die Kunstgeschichte hat sich nur begrenzt ein Urteil zu Max Unold (*1885 in Memmingen, †1964 in München) gebildet. In der Diskussion seiner Arbeiten ist zumeist die Rede von einer frühen Annäherung an van Gogh und Cezanne und von einer stilistischen Zugehörigkeit zur Neuen Sachlichkeit; das malerische Spätwerk hingegen findet wenig Erwähnung.
Der umfangreiche künstlerische Nachlass Max Unolds gehört heute zum Bestand der MEWO Kunsthalle; er wird hier kunsthistorisch aufbereitet und durch Ausstellungen erschlossen.