2.10.2020 — 30.5.2021
Heimathunger, 2019, Pigmentstift auf zwei Scheiben Acrylglas, 140 × 100 × 6 cm auf Musterheimat, Digitaldruck, Maße variabel
Fair. Play. , 2017, Pigmentstift auf zwei Scheiben Acrylglas, 170 × 170 × 8 cm
Funny Games, 2019, Siebdruck auf zwei Scheiben Acrylglas, 100 × 100 cm, 1/3
Heimat ist ein häufiges Thema in den Arbeiten von Cornelia Renz. Fragen nach dem Verhältnis von Heimischen, Vertriebenen und Zugewanderten sind ihr wichtig. Was bedeutet Heimat und für wen? Cornelia Renz selbst ist im Allgäu, in Kaufbeuren, aufgewachsen, hat kurz nach der Wende in Leipzig studiert, lebt seit vielen Jahren in Berlin und seit einigen Jahren auch in Israel – zunächst in Jerusalem, nun in Tel Aviv. Sie war und ist Einheimische, Allgäuerin, Westlerin, Zugereiste, Berlinerin, Künstlerin, Fremde, Ausländerin ...Heimat ist ein äußerst wandelbares Konstrukt und zugleich ein heiß umkämpfter Schauplatz. Traditionen überliefern Kontinuität und sind gleichzeitig Mittel, eine Gemeinschaft zu definieren. Kultur, Teilhabe, Sprache, Kleidung und Sport tun ein Übriges dazu.
›Heimspiel‹, der Titel der Ausstellung, ist dem Sport entlehnt und bezeichnet ein Spiel, welches eine Mannschaft ›zuhause‹ vor ›eigenem‹ Publikum führt – dessen lautstarke Unterstützung ihr in der Folge überdurchschnittlich oft zum Sieg verhilft. Untersuchungen im Männerfußball haben ergeben, dass vor Heimspielen die Konzentration des Sexualhormons Testosteron im Blut der Spieler messbar höher ist als vor Auswärtsspielen; dieses Hormon ist verantwortlich für ein gesteigertes Revierverhalten, zugleich verbessert es die Reaktionsgeschwindigkeit, das räumliche Vorstellungsvermögen und somit die Gewinnchancen. Für manche Fans setzen sich diese Revierkämpfe jenseits des Spielgeschehens fort und nicht selten versuchen Rechtsextreme den Sport ideologisch zu unterwandern und zum Schauplatz eines gesellschaftsverändernden Kampfes zu machen. Cornelia Renz’ Arbeitsweise ist durch die Collage geprägt. In ihren Bildern, die sie mit Faserstiften auf Acrylplatten malt, kombiniert sie Zitate aus Kunstgeschichte und Populärkultur mit Ornamenten und eigenen Bilderfindungen. Mit Wandgestaltungen und skulpturalen Fundstücken entstehen daraus zunehmend räumliche Inszenierungen, in die sie auch Arbeiten anderer Künstler*innen mit einbezieht – in dieser Ausstellung sind es Videoarbeiten von Raya Bruckenthal, Raafat Hattab und Yara Kassem Mahajena.