Ausstellung

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Dieter Rehm:
Let’s Start Here

12.4. — 13.7.2025

Eröffnung: 11.4.2025 um 19 Uhr | Eintritt frei
Künstlergespräch: 22.5.2025 um 19 Uhr | Eintritt frei

eine Schallplattenhülle mit einer zerrissenen Fotografie der Tower Bridge in London

Dieter Rehm, Terje Rypdal: Chaser, 1985, Schallplattencover, 31,5 × 31,5 cm, ECM Records

eine farbnegative Fotografie eines Bühnenportals mit üppiger, barocker Dekoration

Dieter Rehm, Wilhelmine Reloaded, 2021 (Ausschnitt), Direktprint auf Metall, 124 × 165 cm, Auflage: 5, courtesy Galerie Andreas Binder, München

Die Ausstellung ›Let’s Start Here‹ präsentiert aktuelle Werke von Dieter Rehm und damit seine fotografischen Auseinandersetzungen mit historischen Architekturen, die vielleicht auch als Ausgangspunkt für zukünftiges Wirken gelesen werden können; gleichzeitig verweist sie auf seine Wurzeln, in seiner Heimatstadt Memmingen und in seinen frühen Entwürfen für den Musikverlag ECM Records.

›Let’s Start Here‹ versammelt Aufnahmen des Markgräflichen Opernhauses in Bayreuth, dessen schillernde Architekturen Rehm mit flirrenden Farben auf glänzendes Aluminium bannt, der Basilika in Ottobeuren und des Grünen Gewölbes in Dresden. An diesen kunsthistorischen Wallfahrtsorten fotografierte er die überbordenden barocken Architekturen – mit ihren Schaufassaden, Ornamenten und Staffagen, voller Schnörkel, Ranken und Rocaillen – bearbeitete die Werke dann digital, indem er Farbigkeit und Tonalität neu gestaltete und teilweise ins Komplementäre verkehrte, und druckte diese Werke auf einen metallisch glänzenden Untergrund. Die barocken Formen, die ja selbst immer als Kulissen fungieren, werden durch die ungewohnte Farbigkeit und den Glanz des Materials weiter theatralisiert, verfremdet und ins Extrem überhöht.

Ganz anders erscheinen dagegen die frühen Werke, die von ihm gestalteten Plattenhüllen, deren Motivik häufig auf Zufällen basierte. Hierfür fotografierte er aus dem bewegten Auto heraus oder experimentierte mit Unschärfen, Reflektionen und Stimmungen. Die Verfremdung entstand bereits vor der Linse der Kamera – wenn auch gelegentlich das fotografische Material selbst zum Thema wurde.

Doch sind die Unterschiede zwischen den hochartifiziellen Architekturansichten und den Schallplattencovern vielleicht gar nicht so unüberbrückbar, wie sie auf den ersten Blick erscheinen. Dieter Rehm verleitet die Betrachter*innen in all seinen Werken dazu, die Bilder nicht nur oberflächlich wahrzunehmen, sondern genauer hinzusehen und zu entdecken.

Dieter Rehm (*1955 in Memmingen) studierte von 1974 bis 1981 an der Akademie der Bildenden Künste in München, unter anderem als Meisterschüler bei Gerd Winner. Von 1978 bis zu Beginn der 1990er Jahre verantwortete er als Fotograf die visuelle Gestaltung ECM Records. Ab 1986 leitete er die Studienwerkstatt für Fotografie an der Akademie der Bildenden Künste, 2001 wurde er dort zum Professor für Fotografie und Layout in Printmedien ernannt und wurde schließlich von 2010 bis 2022 Präsident der Akademie der Bildenden Künste München. 1981 erhielt er in Fribourg den Prix Spécial pour l’Expérimentation Photographique, 1987 den Bayerischen Staatspreis für Fotografie und 1993 den Kulturpreis der Stadt Memmingen. Er lebt und arbeitet in Memmingen und München.