20.11.2021 — 6.2.2022
Eröffnung Freitag, 19. November 2021, 19 Uhr | Eintritt frei
13_21 [Seerosen], [Nach: Claude Monet, Der Seerosenteich, 94 × 89 cm, Öl auf Leinwand, 1899, Musée d’Orsay. In: Geo Epoche Edition, Nr. 22, Front Cover.], 2021, Öl und Eitempera auf Leinen, 60 × 42 cm
5_21 [Greta Thunberg], [Nach: Time Magazine, 27. Mai, 2019, Front Cover.], 2021, Öl und Eitempera auf Leinen, 90 × 55 cm
14_21 [Mann mit Blumen], [Nach: Dior. In: Zeit Magazin, 21.01.2021, Back Cover.], Öl auf Eitempera auf Leinen, 50 × 41 cm, 2021
Jochen Plogsties spielt mit dem kollektiven Bildgedächtnis, mit Bildern, die wir bereits gesehen haben. Er malt Bilder von Bildern – seine Quellen sind Werke alter Meister, Postkarten davon oder Fotografien in Katalogen und Magazinen. Es geht ihm dabei nicht um eine exakte Wiedergabe, eine Kopie, vielmehr werden die Motive in freiere Strukturen und Pinselstriche aufgelöst: in Komposition und Malerei. Dennoch erzählen sie Geschichten, auch wenn sich diese nicht mehr allein motivisch sondern vor allem strukturell entwickeln. Jochen Plogsties erkundet Parallelen in der Komposition und macht die Raster des Bildaufbaus sichtbar.
Über die Jahrhunderte haben sich Konventionen dafür entwickelt, wie sich die Vorstellung eines dreidimensionalen Geschehens in der Fläche eines Bildes darstellen lässt. Daraus entstanden Erzählstrukturen, welche den Betrachter*innen eine Deutung der Bilder nahelegen oder überhaupt erst ermöglichen.
Die Komposition mittelalterlicher Tafelbilder, die Anordnung der Bildelemente, folgt dabei ähnlichen Mustern wie aktuelle Zeitschriften titel. Jochen Plogsties stellt die gemalte spätmittelalterliche Madonna und das Foto von Greta Thunberg auf der Titelseite von Time analysierend gegenüber. Indem er die Vorlagen malerisch neu interpretiert, macht er die Strukturen der Bilder sichtbar und eröffnet die Tiefe der Räume jenseits jeder zweidimensionalen Verkürzung.
Jochen Plogsties’ Bilder sind malerische Erkundungen über das Wesen der Malerei. Sein freier Umgang mit den Formen lässt viele Assoziationsmöglichkeiten zu, die bewusst keine Antworten geben. Diese Offenheit ist zugleich der Schlüssel, sich den Bildern anzunähern. Es finden sich weniger eindeutige Referenzen, als Ankerpunkte, die im Spiel der eigenen Vorstellungen und kollektiven Erinnerungsmomente Halt bieten.
Jochen Plogsties wurde 1974 in Cochem geboren; er lebt und arbeitet in Leipzig.
Von 1999 bis 2003 studierte er Malerei bei Friedemann Hahn an der Kunsthochschule Mainz, von 2003 bis 2006 an der Hochschule für Grafi k und Buchkunst in Leipzig bei Arno Rink. 2008, Meisterschüler-Abschluss bei Neo Rauch. 2009, Stipendium am ISCP in New York. 2011 erhielt er den Kunstpreis der Leipziger Volkszeitung begleitet von einer Einzelausstellung im Museum der bildenden Künste (MdbK), Leipzig. Weitere wichtige Einzelausstellungen: 2014, ›Küsse am Nachmittag‹ in der Kestnergesellschaft, Hannover; 2018, ›Only Lovers Left Alive‹ im Collectors Room, Hamburg; 2019, ›Yang Chen‹ im Brandenburgischen
Landesmuseum für Moderne Kunst, Frankfurt/Oder.
Die Ausstellung ›Jochen Plogsties: vor Tizian nach Monet‹ setzt sich auch noch im Strigel-Museum fort. Dort zeigt Plogsties das Familienportrait 24_21 [60] [Nach: Fundstück, Fotografie.] (2021) neben dem historischen Gemälde Johannes Cuspinian und seiner Familie (1520) des Memminger Meisters Bernhard Strigel, welches die Darstellung des bürgerlichen Gelehrten Cuspinian mit seiner Familie in eine Reihe stellt mit dem dynastischen Herrscherportrait des Kaisers Maximilian und der Heiligen Familie des Neuen Testaments.
Strigel-Museum im Antonierhaus
Martin-Luther-Platz 1, 87700 Memmingen
Di–So 11–17 Uhr