26.10.2024 — 26.1.2025
Eröffnung: 25.10.2024 um 19 Uhr | Eintritt frei
Künstlergespräch: 5.12.2024 um 19 Uhr | Eintritt frei
Jan Hendrik Pelz, Badende, 1953, 2017, Öl auf Leinwand, 58 × 80 cm
Jan Hendrik Pelz, Blick in den Stall, 1964, 2017, Öl auf Leinwand, 30 × 40 cm, 2017
Jan Hendrik Pelz, Bildnis des Großvaters, 1909, 2017, Öl auf Holz, 48 × 60 cm
Eine Retrospektive vermittelt einen Überblick über eine oder mehrere Schaffensphasen, oder über das Gesamtwerk eines Künstlers. Beides trifft in diesem Fall zu.
In dieser Ausstellung geht die künstlerische Arbeit jedoch weit über die Erfindung von Bildern hinaus. Der Künstler Jan-Hendrik Pelz (*1984) malt nicht nur Bilder, welche sich in ihrer Motivwahl, Malweise und Farbigkeit an künstlerische Positionen aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts anlehnen; er erfindet den Künstler gleich mit dazu. Er behauptet, der Künstler sei sein eigener bislang wenig bekannter Urgroßvater, Jan Hendrik Pelz (*1884), gewesen – mit fast gleichen Namen und wie er am 8. Februar geboren.
Diese Retrospektive umfasst also eine Schaffensphase von Jan-Hendrik Pelz (*1984) und gleichzeitig das Gesamtwerk von Jan Hendrik Pelz (*1884). Die vermeintliche Auseinandersetzung eines Werks mit dem eigenen Leben, mit den Zeitläuften, den historischen und politischen Umständen wird hier zur Auseinandersetzung mit der Geschichte. Jan-Hendrik Pelz erfindet einen Künstler, der den ersten Weltkrieg in aller Härte erlebte und sich nach dem zweiten Weltkrieg der Abstraktion zuwandte; eine Künstlerpersönlichkeit wie es viele gegeben hatte, im Schatten der auf große Namen konzentrierten Kunstgeschichte.
Mit großem Schalk arbeitet er an einem ‚historischen‘ Werk, er malt Bilder im Stil der Zeit, trägt die Farbe dabei so auf, dass sie schneller rissig wird und altert sie zudem künstlich. Alle Arbeiten sind zweifach datiert, das erste Datum ist Teil des Titels und behauptet die historische Entstehung, das zweite ist die tatsächliche Datierung.
Museale Institutionen arbeiten immer wieder mit historischen Positionen, die neu entdeckt werden; sie suchen geradezu nach ‚neuem‘ ungesehenen Material. Der kunsthistorische Spaß der Erfindung hinterfragt auch diese Faszination.
Jan-Hendrik Pelz (*1984 in Filderstadt) studierte von 2007 bis 2015 bei Christian Jankowski, Mike Bouchert und Thomas Bechinger an der Staatliche Akademie der Bildenden Künste Stuttgart. 2017/18 war er im Weißenhof-Programm der ABK Meisterschüler bei Christian Jankowski. Er lebt und arbeitet in Stuttgart.