15.10.2016 — 29.1.2017
Henry Moore, Sheep Piece, (LH 627), 1971-72, Foto: HMF / Jonty Wilde
Henry Moore kennen die meisten als Bildhauer, doch der Brite war auch ein hervorragender Zeichner.
Mit Bleistift und Kohle entwickelte er seine Formen, skizzierte seine Skulpturen auf dem Papier. Gerade bei der Steinbildhauerei, die sein Frühwerk bestimmte, muss sich ein Künstler vor dem ersten Schlag mit Hammer und Meißel klar darüber sein, welches Resultat er erreichen möchte. Hieraus bildete sich ein eigenständiges zeichnerisches Oeuvre. Viele der Zeichnungen von Henry Moore sind losgelöst von jeder skulpturalen Nutzung. Prominent sind hier seine Shelter Drawings, die Bunkerzeichnungen aus dem 2. Weltkrieg, in denen er als offizieller ›Kriegskünstler‹ während der Angriffe auf London die eng zusammen gekauerten Körper der Schutzsuchenden dokumentierte, aber auch seine Sheep Drawings aus den 1970er und 1980er Jahren.
An seinem Wohn- und Arbeitsort Much Hadham wär er ständig von Schafen umgeben. Sie waren Teil der Landschaft, eine bewegliche, fast skulpturale Ergänzung der sanften Hügel und Felder. Immer wieder zeichnete er sie, sowohl aus Freude an den Tieren – so entstand ein Kinderbuch für seinen Enkel Gus – als auch aus Interesse an der Form. Er hatte sogar eine winzige Zeichenhütte auf Rädern, damit er auch bei Regen draußen arbeiten konnte. Hier entstanden vielfältige Blätter – schematische Entwürfe ebenso wie eindrückliche Charakterstudien.
Die monumentale Skulptur Sheep Piece, 1971–72, ist die einzige skulpturale Bearbeitung dieses Themas.
Henry Moore (*1898 in Castleford, †1986 in Much Hadham) ist einer der prominentesten Künstler des 20. Jahrhunderts. Schon früh wurde ihm klar, dass er Bildhauer werden wollte, und nach einem kurzen Einsatz im 1. Weltkrieg studierte er an der Leeds School of Art und danach am Londoner Royal College of Art. Nach dem Studium war er, gemeinsam mit Barbara Hepworth, Naum Gabo, Mark Nash und Herbert Read, Teil einer britischen Avantgarde, die sich intensiv mit Abstraktion und Surrealismus auseinander setzte und die viele Kontakte in die Kunstzentren Europas knüpfte.
Mit dem zweiten Weltkrieg zog Moore ins beschauliche Much Hadham, wo er bis zu seinem Tod lebte und arbeitete. Hier in der Natur fand er die Inspirationen für seine abstrahierten, organischen Skulpturen. In einem seiner Ateliers füllen Fundstücke – Steine und Knochen, die er während seiner Spaziergänge gesammelt hatte – fast alle Oberflächen. Henry Moore wurde zum Inbegriff einer humanistischen Moderne, seine Ausstellungen wurden in nahezu jedem Land dieser Erde gezeigt, und seine monumentalen Skulpturen sind in allen Metropolen zu Hause – vor dem UN Hauptquartier in New York ebenso wie vor der UNESCO in Paris, dem Bundeskanzleramt in Bonn oder der Pinakothek der Moderne in München.
Henry Moore, Sheep in Landscape (CGM 558), 1974, Foto: HMF / Michael Phipps
Die Ausstellung entstand in enger Abstimmung und mit freundlicher Unterstützung der
Henry Moore Foundation