Josef Madlener, der «Maler der schwäbischen Weihnacht», erweist sich als ein weitaus vielseitigerer Künstler als es seine hinlänglich bekannten ländlichen Postkartenidyllen und religiösen Darstellungen vermuten lassen. Bisweilen eröffnen sich sogar tagesaktuelle Bezüge, wie in dem Bild Der Astronaut von 1958. Dieses zeigt einen mit einem Raumanzug bekleideten Mann in einer leuchtenden Feuer-Aureole, dem durch eine Gruppe von Menschen gehuldigt wird. Ein kleines Mädchen trägt wie zur Begrüßung einen Blumenstrauß; ein Wissenschaftler oder Arzt, im weißen Kittel, streckt dem «Heilsbringer» ein Kleinkind entgegen. Im Hintergrund rauchen Schornsteine und zünden Raketen; am Himmel entfesseln die schwarzen Blitze eines elektrischen Sturms ihre Macht. Wir sehen in diesem Bild Anklänge an Heiligenbilder und Heilsdarstellungen, wie wir sie auch sonst im Werk von Madlener finden. Die tiefe Gläubigkeit, die in den anderen Werken zum Tragen kommt, scheint hier für einen kurzen Moment einer fortschrittsgläubigen Technikbegeisterung Platz zu machen.
Josef Madlener (* 1881 in Amendingen; † 1967 in Amendingen) studierte, nach einer Lehre als Dekorationsmaler in Memmingen, an der Kunstgewerbeschule und hernach an der Akademie der Bildenden Künste in München. Nach seinem Studium arbeitet er als Zeichner und Illustrator für die Zeitschriften Fliegende Blätter, Meggendorfer Blätter und Jugend. Auch als Maler, mit ländlichen oder weihnachtlichen Motiven, verzeichnete er schnell Erfolge und nahm an vielen Ausstellungen teil. Schon früh beschäftigte er sich zudem mit Religion, Okkultismus und Parapsychologie.
Der Nachlass von Josef Madlener gehört zum festen Bestand der MEWO Kunsthalle, wird hier kunsthistorisch aufbereitet und durch Ausstellungen wie auch Publikationen erschlossen.