Ausstellung

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Jadranka Kosorcic: Status Quo

8.2.2019 — 22.4.2019

Blind Date mit dem Kunst Additum 2018/19 des Vöhlin-Gymnasiums, Memmingen

 
Portraitzeichnung

Blind Date with Josefine, Memmingen 2018, 56 × 42 cm

Installationsansicht: Reihung von Portraits an einer weißen Wand

Jadranka Kosorcic, Blind Date with Hum, Mostyn, Llandudno 2017 (Installationsansicht)

Jadranka Kosorcic hat die meiste Zeit ihrer beruflichen Laufbahn damit verbracht, Blind Dates zu organisieren. Allerdings finden ihre Blind Dates nicht in einem Café oder in einer Bar statt, sondern in ihrem Atelier. Das »Date-Pärchen« besteht nämlich aus der Künstlerin selbst und einer/m Freiwilligen, die/der porträtiert wird. Die dabei entstehende Konversation wird aufgenommen und später zusammen mit der Zeichnung ausgestellt.

Die Kontaktaufnahme findet in der Regel über Annoncen oder die direkte Ansprache statt. Neben dem individuellen Porträt geht es in diesen Serien immer auch um ein ›Porträt‹ der Orte. Schon der Fotograf August Sander sagte: »Durch meine Auswahl der Personen ergibt sich ein Spiegelbild eines Ortes und auch meines Blickes auf diesen.« Solche Porträtreihen sind unter anderem bereits in Berlin, New York, Malmö, Philadelphia, Split, Rijeka, London, München, Lwiw (Lemberg) und Orońsko entstanden.

Bislang gibt es neben der Porträtreihe mit den Schüler*innen des Kunstkurses aus Memmingen nur eine weitere Werkgruppe, in der eine bestehende Gruppe zur Gänze erfasst wurde. Diese entstand indem Kosorcic alle 25 Einwohner der Stadt Hum in Kroatien, der kleinsten Stadt der Welt, portraitierte.
Der Austausch mit den Schüler*innen behandelte immer wieder ihr spezielles Interesse am Kunstkurs und an Kunst im Allgemeinen, ihr Leben in der Stadt Memmingen, ihre Interessen außerhalb der Schule und ihre Pläne nach dem Abitur. ›Blind Date mit Memmingen‹ wurde so zu einer Art Gruppenporträt des Kunstkurses, gleichzeitig auch ein Ausschnitt dieses Abiturjahrgangs, ein individueller und zugleich kollektiver Spiegel des Lebens junger Menschen in Memmingen.
Die Tonaufnahmen sind eine Dokumentation, ein Archiv des Status Quo. Es wäre hochspannend die einzelnen Schüler*innen im Abstand von einigen Jahren erneut zu porträtieren, um zu sehen, welchen Weg die Einzelnen tatsächlich im Leben eingeschlagen haben.
Die Idee zur Portraitreihe in Memmingen entstand gemeinsam mit Robert Paulus, der diesen Kurs am Vöhlin-Gymnasium unterrichtet.
 

Jadranka Kosorcic (*1972 in Split) studierte an der Akademie der Bildenden Künste Nürnberg, dem Chelsea College of Art and Design, London und der Akademie der Bildenden Künste München. Sie lebt in München. In den letzten Jahren führten Stipendienaufenthalte Kosorcic nach Split, Orońsko, Lwiw (Lemberg), Sankt Christoph, Rijeka und New York. Sie war an zahlreichen Ausstellungen im In- und Ausland beteiligt.