Ausstellung

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Beryl Kappelmann: Portfolio

26.11.2022 — 19.2.2023

Eröffnung: 25. November 2022, 19 Uhr | Eintritt frei

Fragmente eines roten Panzers

Beryl Kappelmann, ohne Titel, 2021, Acryl auf Leinwand, 106 × 140 cm
 

geschwungene gelbe und orange Formen auf grünem Untergrund

Beryl Kappelmann, Ich wünsch mir was / I wish, 2021, Acryl auf Leinwand, 83 × 60 cm

gemalte bunte Gitter auf rosafarbenem Untergrund

Beryl Kappelmann, ohne Titel, ohne Jahr, Acryl auf Leinwand, 50 × 44,5 cm

Im Juni 2020 wandte sich Beryl Kappelmann mit einer E-Mail an die MEWO Kunsthalle. Sie hatte das Haus zuvor oft besucht und hatte hier zahlreiche Ausstellungen gesehen. Dadurch und weil sie in Memmingen geboren und in der Umgebung aufgewachsen war, empfand sie »eine besondere und emotionale Verbindung« mit diesem Museum. Ihrer E-Mail, in der sie sich nach Ausstellungs-möglichkeiten erkundigte, legte sie ein digitales Portfolio bei, das einen ersten Eindruck ihrer vielfältigen Arbeitsweisen vermitteln sollte.
Im Jahr darauf verstarb Beryl Kappelmann. Ihr Portfolio, das zuvor einen spekulativen Ausblick auf zukünftige Möglichkeiten gab, wurde nun zu einem Dokument ihres bis zum Vorjahr realisierten Schaffens. Darin waren wohl jene Werke versammelt, die ihr im Juni 2020 besonders wichtig waren und die sie als beispielhaft sah.
Da sind ihre Malereien: flächige abstrahierte Darstellungen in kraftvollen Farben, mit einigen gegenständlichen Elementen. In Racer (2019) liegt ein zigarrenförmiges Objekt in pink und orange schräg im Bildraum, vor einem zweigeteilten Hintergrund aus hellblau und dunkelgrün; eine hellgrüne Linie rahmt die Szenerie als Bild im Bild. Handelt es sich bei dem Objekt um ein Torpedo oder eine Boje? Findet sich die Szene unter Wasser oder in einer andersfarbigen Topografie? Der Lesarten sind viele.
Dann gibt es Zeichnungen von Boxern, die sie wohl intensiv studierte und deren Bewegungsabläufe sie in schnellen Strichen auf Skizzenblöcken und auf Papierrollen festhielt. Und zuletzt enthielt das Portfolio noch Screenshots einiger Videos von Beryl Kappelmann – hier werden die Aufnahmen den Arbeiten am wenigsten gerecht. Stastriptease (2018) wird von zwei Grafiken illustriert – ganz oben in der Ecke der einen Aufnahme war die Künstlerin sogar selbst zu sehen. Doch erst mit dem Klick auf den beigefügten Link eröffnete sich eine sehr emotionale und überaus kluge Selbstanalyse dieser jungen Künstlerin.
Die Ausstellung präsentiert das Werk von Beryl Kappelmann. In der kurzen Zeit, die ihr als Künstlerin blieb, hat sie sehr beeindruckende Arbeiten geschaffen, die sich intensiv mit den Menschen auseinandersetzen und ihre gesellschaftliche Situation analysieren. Man kann ihren Drang, sich in Bildern zu artikulieren und die überbordende Freude am Gestalten ihrer Umwelt in allen Werken spüren.

Beryl Kappelmann (*1996–2021†) stand noch ganz am Anfang ihrer künstlerischen Karriere. Sie war in Memmingen geboren, in Tannheim aufgewachsen und hatte Abitur am Gymnasium in Ochsenhausen gemacht. Von 2016 bis 2021 studierte sie Bildende Kunst an der Kunsthochschule Kassel und seit 2020 zusätzlich auch noch Politik und Philosophie.