eine Ausstellung zu Exotismus und kultureller Annäherung
16.9.2023 — 4.2.2024
mit Sonia Boyce, Jérôme Chazeix, Ming Lu und Carlos Monroy feat. Patrick Schmid
Eröffnung: Freitag, 15. September 2023, 19 Uhr | Eintritt frei
Sonia Boyce, OBE RA, Ain‘t Misbehavin‘, 2018, 2-Kanal-Videoinstallation, Tapete, courtesy APALAZZOGALLERY
Ming Lu, Materialistic Life, 2019-20, Goldstickereien
Carlos „Marylin“ Monroy feat. Patrick Schmid, Drei Chinesen mit dem Kontrabass. (or bring back my old China), 2023, Installation & Performance
Jérôme Chazeix, Jume (Dreams), 2023, Installation
›FERNWEH‹ nimmt sich das Chinesische Zimmer, einen Raum im Hermansbau, in dem das Stadtmuseum Memmingen untergebracht ist, zum Anlass, um über die Traditionen des »Exotischen« und die Begeisterung für das »Fremde«, zu reflektieren. Der historischen Raumgestaltung stellt die Ausstellung Werke zeitgenössischer Künstler*innen gegenüber, die das Thema aus unterschiedlichen geopolitischen und postkolonialen Perspektiven bearbeiten.
Mit künstlerischen Beiträgen von Sonia Boyce OBE RA (*1962, GBR), Jérôme Chazeix (*1976, FRA), Ming Lu (*1993, CHN), Carlos Monroy (*1984, COL) & Patrick Schmid (*1994, DEU) sowie Friedensreich Hundertwasser Regentag Dunkelbunt (1928–2000, AUT) und Max Unold (1885–1964, DEU).
Eine Wand des Chinesischen Zimmers im Hermansbau mit exotischen Tapetenmotiven (Foto: Carsten Eisfeld)
Der Hermansbau wurde in den 1760er Jahren durch den Memminger Kaufmann Benedict von Herman erbaut. Mit dem Repräsentationsbau gegenüber der Memminger Stadtkirche suchte der Bauherr seine Weltläufigkeit unter Beweis zu stellen und seine Geschäftspartner zu beeindrucken. Benedict von Herman galt zu der Zeit als der reichste Schwabe und er besaß das größte deutsche Handelsunternehmen in Venedig, wo er zumeist auch lebte. Die Gestaltung und Ausstattung des Hermansbaus orientierte sich deshalb auch spürbar an venezianischen Palazzi.
Der Mode der Zeit entsprechend wurde einer der Räume in der repräsentativen ersten Etage, in der Gäste empfangen und unterhalten wurden, als Chinesisches Zimmer gestaltet. Die handgemalten Tapeten zeigen Szenen und Ornamente, die als chinesisch gelesen wurden, obwohl sie doch zumeist der Phantasie der ausführenden Künstler*innen entsprangen. Hier sieht man seltsame Tierwesen und Pflanzen, merkwürdige Musikinstrumente und windbetriebene Fortbewegungsmittel. Diese Darstellungen vermitteln kein tatsächliches Bild von China,
doch geben sie eine fiktive Atmosphäre wieder, wie sie mit dem fernen Land verbunden wurde. Über die bestehenden Handelswege erreichten
einzelne Informationen und Güter Europa und stießen dort auf größtes Interesse.
Die Ausstellung wurde mit Unterstützung des Kulturfond Bayern realisiert.