Ein Blick ins Atelier
18.3. — 1.5.2017
Bohren, 2016, Acryl auf Papier, 80 × 60 cm
Play, 2015, Acryl auf Papier
Wie so viele Künstler verschlug es Florian Bielefeldt (*1977 in Frankfurt a. M.) nach dem Studium – auf der Flucht vor Armut und Hunger – ins Herz der Republik nach Berlin, wo er sich in einer Kunstszene wiederfand, die weder Furcht noch Feinde kannte. Im Stahlbad aus Vernissagen, Projekten und Jobcenterbesuchen wünschte er bisweilen, den Verstand zu verlieren, wie bereits viele seiner Mitstreiter vor ihm, die in Projekten zu Goldstaub zerfallen waren, auf Gallery Weekends verdampften oder einfach vom Mahlstrom des Erfolgs hinweggesogen wurden. Dieses Sehnen indes erfüllte sich nicht. Mit dem Ausruf »ersauft an eurem Blut ihr dreckigen Calvinistenschweine« nahm er stattdessen zähneknirschend den fahlen Fehdehandschuh der Realität auf. Seitdem erhielt er verschiedene Stipendien, und er arbeitet als Künstler und Illustrator sowie als Mitglied der Künstlergruppe ›die Fortunisten‹ in einer Ateliergemeinschaft in Kreuzberg und lebt in Neukölln.
Florian Bielefeldt absolvierte sein Studium der Grafik, welches er mit einem einjährigen Aufenthalt am Edinburgh College of Art anreicherte, unter der Anleitung Thomas Rugs an der Burg Giebichenstein in Halle an der Saale. Sich von den traditionellen Druckgrafiken lösend, orientierte er sich bald an der Linienführung von Comiczeichungen und ihrem Hang zur figürlichen Darstellung. Verzweifelt über die Unmöglichkeit eine Zeichnung betreten zu können, fand er Trost im Ausschneiden der Motive, die er alsdann im Raum platzierte, um den Zuschauern und sich selbst wenigstens annähernd das Gefühl zu geben, sich innerhalb des Bildes zu befinden. Waren seine Arbeiten anfänglich von reinem Schwarz und Weiß sowie von Linien und Bleistiftschraffuren geprägt, hat er in den letzten Jahren zu einer Farbigkeit gefunden, deren Palette er seinem Konsum von Leutnant Blueberry, John Difool und Groo the Wanderer sowie von Walt Disneys Lustigen Taschenbüchern geschuldet sieht.