22.4. — 4.11.2018
Julie Madlener: Ohne Titel, 1934
Josef Madlener: Ohne Titel, 1934
Mit ›Abstraktionen von Julie und Josef Madlener‹ organisieren wir nun schon zum zweiten Mal ein KinderKunstMuseum in der MEWO Kunsthalle.
Das Museum ist speziell auf die Bedürfnisse unserer jungen Kunstfreunde abgestimmt, hält aber auch Wissenswertes für andere Besuchergruppen bereit. Wie der Titel schon verrät, werden in dieser Ausstellung »abstrakte« Arbeiten von Josef Madlener und seiner Tochter Julie Madlener gezeigt. Josef Madlener war ein Amendinger Künstler, der durch seine Allgäuer Landschafts- und Weihnachts bilder berühmt geworden war. Julie Madlener ist bekannt für ihre Blumenbilder. Zum ersten Mal können Besucher nun auch ihre abstrakten Bilder ansehen.
Aber was bedeutet das überhaupt, »abstrakt«? Weshalb sind da nur Dreiecke, Vierecke und Kreise auf den Bildern? Spielerisch gehen wir diesen und vielen anderen Fragen auf den Grund.
Zu den beiden großen Themengebieten »Farbe« und »Form«, haben wir mehrere interaktive Stationen aufgebaut, an denen unsere Besucher frei experimentieren können. Ein großer Mitmach-Raum am Ende der Ausstellung gibt Allen die Gelegenheit, nochmals kreativ zu werden – und den Eltern, sich in der gemütlichen Sitzecke auszuruhen.
Abstraktionen! Von Julie und Josef Madlener? So recht wollen die Worte nicht zusammen passen.
Wir kennen Josef Madlener als Landschaftsmaler, als Zeichner und Illustrator, als einen sehr katholischen Maler religiöser Motive und als den Maler der Schwäbischen Weihnacht; wir kennen Julie Madlener als seine Tochter und als Künstlerin, die ihren Blick mit Landschaften und Blumenstilleben auf die Natur in ihrer Umgebung richtete. Abstraktion, und eigentlich jeder Kontakt zur künstlerischen Moderne in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, scheint ihren Werken fremd zu sein. Trotzdem tauchen im Œuvre von Josef Madlener in den 1930er Jahren abstrahierende Bilder und abstrakte Zeichnungen auf. »Mediales Malen« nannte er dies. Er sah sich als Medium einer höheren Kraft, die ihren Ausdruck in seinen Werken suchte. Künstlerische Meditation wäre vielleicht ein anderes Wort dafür. Die Surrealisten suchten in ähnlichen Experimenten nach dem Unterbewussten, der ungelenkten, reinen Kunst.
Vieles bei Madlener leitet sich aus einer christlich geprägten Formensprache her. Bisweilen sind Kreuze und Kelche darin zu erkennen, dann auch wieder Berge und Blumen. Andere Blätter sind in buntesten Farben vollständig mit geometrischen Formen gefüllt. Mit diesen abstrakten Werken hätte Madlener nach der Diktatur der Nationalsozialisten eine durchaus andere Anerkennung gewinnen können, als mit seinen bisweilen hart an der Grenze zum Kitsch verlaufenden Darstellungen. Und dann sind da noch die Arbeiten von Julie Madlener. In derselben Mappe wie die Arbeiten von Josef Madlener fanden sich auf einmal einige Blätter, die von ihr datiert und signiert wurden, die sich ansonsten aber kaum vom restlichen Konvolut unterscheiden. Diese wurden zwar beim Umzug der Arbeiten in die MEWO Kunsthalle gesichtet, doch gezeigt wurden sie nie.
Diese Arbeiten stellen nun ganz neue Fragen über das künstlerische Verhältnis von Julie Madlener und ihrem Vater Josef Madlener. Wurde sie von ihm inspiriert? Oder er von ihr? Haben sie gar an einigen Blättern zusammen gearbeitet? Vieles wird sich nicht mehr klären lassen, denn es gibt keine Zeitzeugen mehr, die Auskunft über ihre Herstellung geben könnten. Aber vielleicht können wir etwas erfahren, wenn wir unseren Blick wieder auf diese Arbeiten richten.
Julie Madlener (*1910 in Amendingen; †1999 in Memmingen) besuchte zunächst die höhere Töchterschule in Lenzfried bevor sie an privaten Münchner Malschulen Zeichenunterricht erhielt. In der Folge studierte sie für zwei Semester an der Akademie der Künste in München, doch das »ständige Kopf- und Aktzeichnen« befriedigte sie nicht und sie kehrte in ihr Elternhaus nach Amendingen zurück. Zeitlebens war Julie Madlener künstlerisch tätig. Nach dem Tod ihres Vaters Josef Madlener verwaltete sie dessen Nachlass.
Josef Madlener (*1881 in Amendingen; †1967 in Amendingen) studierte nach einer Lehre als Dekorationsmaler in Memmingen an der Kunstgewerbeschule und hernach an der Akademie der Bildenden Künste in München. Früh fand er Anerkennung als Zeichner. Mit vorwiegend ländlichen und religiösen Motiven verzeichnete er aber auch als Maler schnell Erfolge und nahm an zahlreichen Ausstellungen teil. Über Bücher, Postkarten und Kommunionbildchen fanden seine Motive große Verbreitung. Schon früh beschäftigte er sich zudem mit Okkultismus und Parapsychologie, welche ihm neue Bildwelten erschlossen.
Diese Ausstellung wurde unterstützt durch eine großzügige Spende der Alois Goldhofer Stiftung